Hautpflege bei einer Chemotherapie

Erwachsene Haut
Hautpflege bei einer Chemotherapie
Marjolein Leenarts
Marjolein Leenarts, Dermatologin

Eine Chemotherapie stellt eine starke Belastung für den Körper und die Haut dar. Die Chemotherapie zerstört Krebszellen, aber auch andere sich schnell teilende Zellen. Dadurch kommt es infolge einer Chemotherapie zu Nebenwirkungen wie trockene Haut, brüchige Nägel und Haarausfall. Wie kann man die Haut während der Chemotherapie am besten gesund erhalten? Ich gebe dir Ratschläge zur milden Hautpflege während der Chemotherapie.

Dr Leenarts über Hautpflege bei Chemotherapie

Kurz gesagt

  • Die Chemotherapie zerstört Krebszellen, aber auch andere sich schnell teilende Zellen, z. B. in der Haut, den Haaren oder den Nägeln.
  • Die Haut schützt uns u. a. vor Bakterien und Viren. Deshalb ist es wichtig, die Haut während der Chemotherapie entsprechend zu unterstützen.
  • Pflege deine Haut auf milde und sanfte Weise.

Chemotherapie und die Haut

Bei der Chemotherapie werden Medikamente eingesetzt, die schnell wachsende und sich schnell teilende Zellen zerstören. Dabei handelt es sich um Krebszellen, aber auch um andere sich schnell teilende Zellen, z. B. in der Haut, den Haaren oder den Nägeln. Deshalb können die Haut austrocken, die Nägel brüchig werden oder die Haare ausfallen.

Warum muss die Haut gesund bleiben?

Unsere Haut ist unser größtes Organ und hat als solche wichtigen Funktionen. Das bedeutet unter anderem, dass sie uns vor den äußeren Einflüssen schützt, zum Beispiel vor Bakterien und Viren. Aus diesem Grund ist es unverzichtbar, dass deine Haut während der Chemotherapie – bei der dein Immunsystem unterdrückt wird – in Topform ist.

Betrachten wir die trockene Haut, eine der Nebenwirkungen der Chemotherapie. Das ist nicht nur ein kosmetisches Problem: Trockene Haut kann jucken, und die kleinen Wunden, die dadurch entstehen, machen sie auch anfälliger für Infektionen.

 

Hautprobleme nach der Chemotherapie

Die Chemotherapie hat unterschiedliche Auswirkungen auf die Haut. So kann sie deine Haut trockener und brüchiger machen, zudem wird sie empfindlicher gegenüber der Sonne. Oft entwickelt sich auch eine Art von Pusteln, die wie Akne aussehen, aber keine sind.

(Extrem) trockene Haut ist anfälliger für Ekzeme, Juckreiz tritt auf und es können entzündliche Wunden entstehen. Deshalb ist es wichtig, die Haut gut zu versorgen.

Welche Hautprobleme sich bei dir nach einer Chemotherapie einstellen, hängt auch von der Art deiner Chemotherapie ab. Einige Medikamente, die zur Chemotherapie eingesetzt werden, verursachen einen typischen Hautausschlag mit Trockenheit und Pusteln. Aber es gibt auch Medikamente, roten Hautausschlag, Juckreiz, Pigmentflecken usw. verursachen – es gibt Dutzende von Arten von Hautausschlägen, die mit Medikamenten zusammenhängen und daher nach einer Chemotherapie auftreten können.

Neben Hautproblemen können auch die Nägel brüchiger werden.

Chemotherapie und Haare

Neben den Auswirkungen auf die Haut führt die Chemotherapie leider auch häufig zu Haarausfall. Das liegt daran, dass viele Formen der Chemotherapie darauf abzielen, Zellen zu zerstören, die sich zu schnell teilen (Krebszellen). Nun gibt es im Körper aber auch andere Zellen, die sich schnell teilen, nämlich die Haarfollikel. Diese werden also „unwillentlich“ ebenfalls von einer Chemotherapie angegriffen.

Eine Kühlkappe hilft, den Haarausfall zu bremsen. Die Kappe reduziert die Durchblutung der Kopfhaut, so dass die Chemotherapie die Haarfollikel nur schwerer erreicht.

Die Haut bei der Strahlentherapie

Neben der Chemotherapie gibt es auch die Strahlentherapie. Bei dieser Behandlungsform wird die Haut lokal bestrahlt. Leider wird auch hier die Haut stark in Mitleidenschaft gezogen. Mehr dazu erfährst du in meinem Blog über Strahlentherapie und die Haut.

 

Hautpflege bei einer Chemotherapie

Bei einer Chemotherapie ist es wichtig, dass die Haut gesund ist. Achte deshalb besonders auf die Hautpflege: vor Beginn der Chemotherapie, aber auch während und nach dieser Behandlung.

  1. Sanfte Reinigung der Haut

Duschen, Hände waschen, Gesicht waschen – die Haut muss bei all diesen Säuberungsformen einiges aushalten. Vor allem, wenn du deine Haut zu oft oder mit zu heißem Wasser wäschst. Oder wenn du schäumende Seifen verwendest, die die Haut zu stark entfetten.

Besser ist es, die Haut sanft zu reinigen. Beim Duschen solltest du vorzugsweise ein seifenfreies Duschpflegemittel oder ein Duschöl verwenden. Das Gesicht wird am besten hautfreundlich gereinigt: mit einem pH–neutralen und abwaschbaren Produkt. Letzteres ist besonders wichtig, denn Gesichtsreiniger, die man nur mit einem Wattebausch entfernt, hinterlassen immer Rückstände auf der Haut. Dies kann sie austrocknen und zu Reizungen führen. Ob du dein Gesicht mild genug reinigst, kannst du selbst überprüfen: Wenn du nach der Gesichtsreinigung ein ziehendes Gefühl verspürst, ist das ein Zeichen dafür, dass die Reinigung nicht mild genug war.

Während der Chemotherapie ist es besonders wichtig, sich häufig die Hände zu waschen, da die Gefahr von Infektionen besteht. Verwende eine milde Handseife und trockne deine Hände nach dem Waschen gut ab – auch zwischen den Fingern und unter den Ringen. Wenn die Haut rot, schuppig und trocken wird, dann lies auch meine Ratschläge zum Handekzem.

  1. Sanfte Pflegeprodukte während der Chemotherapie

Während der Chemotherapie ist die Haut besonders verwundbar und empfindlich. Produkte, die du bisher gut vertragen hast, können jetzt plötzlich Probleme verursachen. Versuche, während der Chemotherapie milde Hautpflegeprodukte zu verwenden – ohne bekannte Allergene oder Reizstoffe –, um die Haut nicht unnötig zu belasten.

Welche Inhaltsstoffe sollten in Hautpflegeprodukten vermieden werden?

  • Parfüm oder Duftstoffe
  • Entwässernder Alkohol (vergällter Alkohol, denaturierter Alkohol)
  1. Sei gut zu deiner Haut

Neben einer sanften Reinigung und der Verwendung milder Pflegeprodukte kommt es vor allem darauf an, sanft mit deiner Haut umzugehen. Dabei geht es nicht nur um die verwendeten Produkte, sondern unter anderem auch um den Umgang mit Wasser. So ist es zum Beispiel besser, beim Duschen oder Händewaschen lauwarmes Wasser zu verwenden als heißes Wasser. Die Kombination aus heißem Wasser und Seife ist katastrophal für die Haut: deine Hautfette werden im Nu ausgespült.

Tupfe die Haut nach dem Duschen oder Baden mit einem Handtuch trocken, anstatt sie trocken zu reiben, und trage sofort eine fetthaltige Creme auf.

Ist die Haut schuppig und trocken? Schrubben, um Hautschuppen zu entfernen, sollte man besser unterlassen und stattdessen die Haut häufiger eincremen.

  1. Sonnenschutz

Die Chemotherapie kann die Haut empfindlicher gegenüber der Sonneneinwirkung machen, nach der Chemotherapie wirst du ggf. Pigmentflecken entdecken. Sonnenschutz ist jetzt besonders wichtig. Auch hier solltest du dich für ein mildes Sonnenschutzmittel ohne bekannte Allergene entscheiden, aber noch wichtiger ist es, ein Produkt zu wählen, dessen Anwendung du als angenehm empfindest. Denn das Wichtigste beim Sonnenschutz ist, dass man ihn dick genug und mehrfach aufträgt.

Hautpflege bei einer Chemotherapie

  • Achte während der Chemotherapie auf eine milde, sanfte Hautpflege und sei freundlich zu deiner Haut: Tupfe sie trocken, ohne zu reiben und verwende lauwarmes Wasser.

„Versuche, während der Chemotherapie milde Pflegeprodukte zu verwenden – ohne Allergene oder Reizstoffe –, um die Haut nicht unnötig zu belasten.“

Marjolein Leenarts, Dermatologin

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Häufig gestellte Fragen zur Hautpflege während der Chemotherapie

Ich bemerke Pigmentflecken nach meiner Chemotherapie?

Bei den meisten Formen der Chemotherapie wird die Haut empfindlicher gegenüber UV–Strahlen. Deshalb ist der Sonnenschutz jetzt besonders wichtig. UV-Strahlen sind das ganze Jahr über vorhanden; UVA-Strahlen durchdringen auch Wolken und Fenster. Schütze daher deine Haut (Gesicht, Hände und andere der Sonne ausgesetzte Hautpartien) täglich mit einem Sonnenschutzmittel oder einer Tagescreme mit UV–Filter.

Was kann ich gegen den Juckreiz nach der Chemotherapie tun?

Juckreiz nach einer Chemotherapie wird oft durch trockene Haut verursacht. Daher ist es wichtig, einer trockenen Haut entgegenzuwirken, womit sich zugleich der Juckreiz verringert. Verwende fetthaltige Cremes, die die Hautbarriere wiederherstellen. Inhaltsstoffe, die man häufig in fetthaltigen Cremes antrifft, sind Vaseline, Glyzerin oder zum Beispiel Harnstoff (Urea).

Welche Tagescreme ist am besten für die Chemotherapie geeignet?

Auch für die Gesichtspflege solltest du möglichst eine Creme ohne Reizstoffe verwenden. Da durch die Chemotherapie auch Hautprobleme im Gesicht auftreten können, z. B. Austrocknung und Sonnenempfindlichkeit, solltest du eine Tagescreme für trockene Haut verwenden. Achte außerdem darauf, dass dein Gesicht regelmäßig mit Sonnenschutzmitteln einzucremen, oder nimm eine Tagescreme, die bereits UV–Filter enthält (und trage sie wiederholt auf, wenn du dich an sonnigen Tagen im Freien aufhältst).

Siehe dir zum Beispiel die von mir entwickelte Gesichtspflegelinie an. Meine Gesichtscremes enthalten keine bekannten Allergene, so dass sie auch für die empfindlichste Haut geeignet sind. Die Tagescreme LSF30 enthält Sonnenfilter und schützt somit auch vor UV–Strahlen.


Wie pflege ich meine Haut nach einer Strahlentherapie?

Die Haut ist nach einer Strahlentherapie oft stark beeinträchtigt. Die Symptome treten oft innerhalb weniger Tage nach der Strahlentherapie auf und halten noch ein bis zwei Wochen nach der letzten Bestrahlung an. Wie man die Haut dann am besten pflegt, darüber habe ich einen speziellen Blog geschrieben: Pflege der Haut nach der Strahlentherapie.

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