Windpocken und Schwangerschaft

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Windpocken und Schwangerschaft
Marjolein Leenarts
Marjolein Leenarts, Dermatologin

Windpocken sind eine ansteckende Krankheit, die durch das Varizella-Zoster-Virus verursacht wird. Es handelt sich um eine klassische Kinderkrankheit, aber man kann sie auch später im Leben bekommen. Was ist, wenn du schwanger bist? Beeinträchtigen Windpocken die Schwangerschaft? Ich erteile dir Ratschläge und gebe Tipps.

In diesem Blog teile ich meine ‚ins & outs’ zu Windpocken in der Schwangerschaft. Ist es gefährlich, wenn du schwanger bist, gibt es Risiken für dein Baby und kannst du gefahrlos Mutterschaftsbesuch bekommen? Ich erkläre es dir. Wenn du mehr über Windpocken wissen möchtest, empfehle ich dir, meine Ratgeberseite über Windpocken zu lesen. 

Windpocken während der Schwangerschaft

Etwa 95 % der Bevölkerung bekommt als Kind Windpocken. Wenn man sie einmal gehabt hat, produziert man Antikörper, und die Wahrscheinlichkeit, dass man sie wieder bekommt, ist sehr gering. Außerdem schützt es dein Baby während der Schwangerschaft und in den ersten Monaten nach der Geburt. Gehörst du zu den 5 % der Menschen, die noch keine Windpocken hatten, und bist du schwanger oder hast du es vor? Wenn ja, können Windpocken während der Schwangerschaft ein Risiko für dich und dein Baby darstellen.

Lies auch dazu: Windpocken bei Erwachsenen

Das Risiko für dich als schwangere Frau

Im Allgemeinen verläuft die Krankheit bei Erwachsenen heftiger als bei Kindern. Wenn du während der Schwangerschaft an Windpocken erkrankst, besteht eine 5-10%iges Risiko, dass du eine schwere Lungenentzündung entwickelst. Dies kann während der Schwangerschaft lebensbedrohlich sein. Außerdem besteht ein geringes (seltenes) Risiko für andere Komplikationen wie Leberentzündung (Hepatitis) oder Gehirnentzündung (Enzephalitis).

Das Risiko für dein ungeborenes Kind

Wenn du dich während der Schwangerschaft mit Windpocken ansteckst, besteht ein Risiko von etwa 5 %, dass dein Kind zu früh geboren wird. Außerdem besteht ein Risiko von 8-12 %, dass das ungeborene Kind im Mutterleib eine Infektion bekommt. Ein Teil der infizierten Säuglinge entwickelt das kongenitale Varizellensyndrom, ein Syndrom, das mit Hautläsionen, Augenfehlern und schlecht entwickelten Gliedmaßen einhergeht. Es können auch Anomalien des zentralen Nervensystems auftreten. Die Wahrscheinlichkeit, dass dein Baby dieses Syndrom entwickelt, ist zwischen der 13. und 20. Schwangerschaftswoche am größten. Nach der 24. Woche ist das Syndrom in der Literatur nicht mehr beschrieben.

Das Risiko für dein neugeborenes Baby

Bekommst du Windpocken und die Bläschen treten sieben Tage vor bis sieben Tage nach der Entbindung auf? Wenn ja, ist es wahrscheinlich, dass sich dein Neugeborenes auch über die Plazenta infiziert hat. Du hast dann noch nicht genügend Antikörper gegen das Virus gebildet, um sie an dein Baby weiterzugeben. Es besteht dann die Gefahr einer schweren Varizella-Zoster-Virusinfektion des Neugeborenen. Diese kann zu einer ernsten Lungenentzündung, Hirnhautentzündung, Darmentzündung bzw. einer Leberentzündung führen. Um dies zu verhindern und die Wahrscheinlichkeit eines schweren Krankheitsverlaufs zu verringern, erhält dein Baby Antikörper. 

Wurde dein Baby während oder kurz nach der Geburt nicht von dir, sondern z. B. von der Hebamme oder den Geschwistern angesteckt? Dann verlaufen die Windpocken weniger schwer. Das liegt daran, dass dein Baby das Virus nicht über das Blut, sondern über die Atemwege aufnimmt. Dein Baby bildet dann Antikörper, allerdings noch nicht sehr viele, weil sein Immunsystem noch nicht optimal arbeitet. Infolgedessen kann sich dein Baby später erneut mit dem Virus infizieren.

Lies auch dazu: Windpocken beim Baby

Windpocken während der Schwangerschaft

Hattest du noch nie Windpocken und bist mit jemandem in Kontakt gekommen, der Windpocken hat? Du brauchst deinen Hausarzt nicht sofort anzurufen. Ein flüchtiger Kontakt bedeutet nicht automatisch ein großes Risiko. Wann bist du gefährdet?

  • Hat jemand in deiner Familie Windpocken oder Gürtelrose*
  • Du hast dich mindestens fünf Minuten lang im Umkreis von zwei Metern mit einer Person, die an Windpocken erkrankt war, aufgehalten.
  • Du warst mehr als eine Stunde lang mit einer an Windpocken erkrankten Person in einem Raum

Wende dich in diesen Fällen sofort an deinen Hausarzt. Durch Bluttests wird dann festgestellt, ob du bereits Antikörper gebildet hast. Wenn nicht, erhältst du sie so schnell wie möglich (im Krankenhaus). Dies kann bis zu zehn Tage nach dem Kontakt geschehen. 

Hattest du bereits Windpocken oder wurdest dagegen geimpft? Dann hast du Antikörper gebildet und kannst keine Windpocken mehr bekommen. Auch dein ungeborenes Kind wird dadurch nicht beeinträchtigt. 

*Was ist Gürtelrose? 

Bei der Gürtelrose handelt es sich um eine Infektion, die einen juckenden und schmerzhaften Ausschlag verursacht, der von Bläschen (oft an lokal begrenzten Stellen) begleitet wird. Die Gürtelrose wird durch das Windpockenvirus verursacht. Denn wenn du einmal Windpocken hattest, bleibt das Virus in deinem Körper. Es tritt in der Regel bei älteren Menschen und Menschen mit geschwächtem Immunsystem auf. Bei geschwächter Immunität kann das Virus wieder aktiv werden und als Gürtelrose auftreten. Wenn du noch nie Windpocken hattest, kannst du dich durch den Kontakt mit einer Person anstecken, die an Gürtelrose erkrankt ist.

Häufige Fragen

Sind Windpocken während der Schwangerschaft gefährlich?

Ja, wenn du selbst noch keine Windpocken hattest. Es besteht das Risiko von Komplikationen für dich und dein ungeborenes Kind.

Was ist zu tun, wenn ich als Schwangere mit Windpocken in Kontakt gekommen bin?

Rufe sofort den Hausarzt an, wenn jemand in deiner Familie an Windpocken oder Gürtelrose erkrankt ist, wenn du dich mindestens fünf Minuten lang in einem Umkreis von zwei Metern mit einer an Windpocken erkrankten Person aufgehalten hast oder wenn ihr länger als eine Stunde zusammen in einem Raum wart. Durch Bluttests wird dann festgestellt, ob du bereits Antikörper gebildet hast. Wenn nicht, erhältst du sie so schnell wie möglich (im Krankenhaus). Dies kann bis zu zehn Tage nach dem Kontakt geschehen.

Kann ich als (hoch-)schwangere Frau mein Kind in die Kindertagesstätte oder Schule bringen, wenn die Windpocken grassieren?

Wenn du (hoch-)schwanger bist und noch keine Windpocken hattest, ist es ratsam, den Kontakt mit Kindern oder Erwachsenen, die Windpocken oder Gürtelrose haben, möglichst zu vermeiden.

Ist es sicher, Mutterschaftsbesucher mit Windpocken zu empfangen?

Wenn du selbst als Säugling Windpocken hattest, ist dein Kind auch während der Mutterschaft gegen Windpocken geschützt. Denn die von dir weitergegebenen Antikörper bleiben etwa drei Monate lang im Körper des Babys. Selbst wenn sich dein Baby nach der Geburt mit Windpocken ansteckt, verläuft die Krankheit in der Regel glimpflich. Es wird jedoch empfohlen, keinen Besuch mit Windpocken zu empfangen, wenn dein Baby eine sehr geringe Immunität hat.